Menü

Klimaschutz und Klimaanpassung in Obst- und Weinbau stärken

Schon heute sind gravierende Auswirkungen der globalen Erderwärmung auf den hessischen Weinbau spürbar. Neueste Zahlen zu Beginn des Jahres 2024 deuten auf einen ungebremsten Fortgang des Klimawandels mit immer schwerwiegenderen Folgen hin.

Abbildung 1: Klima Geisenheim seit 1885, https://rebschutz.hs-geisenheim.de/klima/klima.php, 2024

Für das Jahr 2023 wurde ein Rekordhoch an globalen fossilen CO2-Emissionen gemeldet. Darüber hinaus war 2023 in Deutschland und auch global das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. An der Wetterstation in Geisenheim lag die Durchschnittstemperatur 2023 nur knapp unter dem bisherigen Rekordhalter 2022 (Abbildung 1).

Neben einem kontinuierlichen Anstieg der Durchschnittstemperaturen, stellt insbesondere eine starke Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen, wie zum Beispiel Dürreperioden, Starkregen und Hagel, die Winzerinnen und Winzer in Hessen vor große Herausforderungen.

Ein wärmeres Klima geht mit einer Verfrühung der Vegetationsstadien der Rebe einher, wodurch der Ertrag sowie die Traubenqualität stark beeinträchtigt werden kann.

Beispielsweise erhöht ein früher Austrieb die Gefahr von Spätfrösten. Eine zeitig erreichte Reife der Trauben erschwert deren Gesunderhaltung, da zu diesem Zeitpunkt tendenziell höhere Temperaturen vorherrschen, als zu einem späteren Reifezeitpunkt im Jahresverlauf. Extremwetterereignisse haben sich in den letzten Jahren auf der einen Seite in Form ausgeprägter Dürre verbunden mit ausgedehnten Hitzewellen gezeigt (Abbildung 2). Dadurch wurde in vielen Fällen das Wasser für die Rebe knapp. Auf der anderen Seite haben häufiger werdende Starkregenereignisse maßgeblich Erosion, vor allem im Steilhang, bewirkt.

Abbildung 2: Auswirkungen von Dürre auf die Rebe, Foto: Dezernat V 51.2 Weinbau

Um weiterhin Trauben und daraus gewonnene Weine in ausreichender Menge und guter Qualität wirtschaftlich nachhaltig erzeugen zu können, werden zunehmend Strategien zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels ein elementarer Bestandteil der Betriebsführung. Die vorliegende Maßnahme hat es sich zur Aufgabe gemacht die hessischen Weinbaubetriebe durch Wissenstransferangebote bei der Wahl geeigneter Maßnahmen zur Klimaanpassung zu unterstützen. Dabei liegt der Fokus besonders auf Weinbaubetrieben mit Steillagen und mit kleinparzellierter Struktur, die ohnehin mit besonderen Bewirtschaftungserschwernissen konfrontiert sind.

Die Maßnahme will sowohl den Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis als auch innerhalb der Praxis stärken. Bei Letzterem ist angedacht, über Demonstrationsflächen die verschiedenen Einzelaspekte der Klimaanpassung, aber auch zur Steigerung der Artenvielfalt und weiterer Umweltaspekte, sowie ganzheitliche Konzepte konkret vor Ort zu beleuchten. Bei der Klimaanpassung geht es zum Beispiel um Flächen, auf welchen bereits Maßnahmen zur Erosionsvermeidung oder zum Wasserrückhalt in der Fläche erfolgreich umgesetzt wurden.

Abbildung 3: Hauptemissionsquellen in der Weinproduktion (ohne Distribution) – typisches Bild, Projekt Klima Farm Bilanz an der LWK RLP, 2023

Der zweite Teil der Maßnahme widmet sich der Ursache des Klimawandels und will den Klimaschutz im hessischen Weinbau fördern. Das Angebot einer Klimaschutzberatung soll den Betrieben Möglichkeiten zur Reduzierung des betriebsindividuellen CO2-Fußabdruckes an die Hand geben und somit den Beitrag der hessischen Weinproduktion zur Begrenzung der globalen Erderwärmung erhöhen.

Zur Standortbestimmung der Klimawirkung wird mit Hilfe eines Treibhausgas-Rechners zunächst eine Treibhausgas-Bilanz ermittelt. Die Bilanzierung beschränkt sich hierbei nicht nur auf die Trauben- und Weinproduktion, sondern umfasst auch die vorgelagerten Bereiche (Betriebsmittel) und die nachgelagerten Ketten (Distribution). Es findet eine Analyse der Klimawirkung entlang der kompletten Wertschöpfungskette statt. Als Resultat dieser Betrachtung werden, neben einem konkreten CO2-Wert pro Produkteinheit, die Hauptemissionsquellen des weinproduzierenden Betriebes sichtbar (Abbildung 3). Im Beratungsgespräch werden dann gemeinsam Maßnahmen zur Minimierung der klimawirksamen Gase erarbeitet.

Im Nachgang erhalten die Betriebe eine Ergebnismappe mit einer ausführlichen Ergebnisdarstellung und eine Urkunde zur erfolgreichen Teilnahme an der Klimaschutzberatung. Damit können die hessischen Weinbaubetriebe nachweisen, dass Sie sich ausführlich mit einer klimaschonenderen Gestaltung ihrer Produktionsprozesse auseinandergesetzt haben. Das kann sich sowohl in der Kundenkommunikation und im Marketing als auch zukünftig immer mehr in Gesprächen mit dem Handel, Banken und Versicherungen als sehr hilfreich erweisen.